Fastnet mit der First 36!

Das Fastnet Race ist eine der „Muss-man-gemacht-haben!“-Regatten. Eine Ikone des europäischen Regatta-Sports. Traditionell im Solent vor der englischen Küste gestartet, segeln hunderte von Rennyachten mit Profis und Amateuren gleichermaßen durch den Channel in die berühmt-berüchtigte Irische See, um den Fastnet-Rock, einen Felsen mit Leuchtturm, einmal zu umrunden. Dann geht es zurück durch die kochende See, vorbei an den Scilly Inseln. Geliebt, gehasst, gefürchtet und gefeiert – Fastnet ist ein Muss!

Die erste echte harte Renn-Probe: Fastnet Race!

Und so sagte auch Andraz Mihelin, Gründer und CEO von Seascape, in diesem Jahr nicht „Nein“, als ihm ein Platz an Bord der neuen FIRST 36 angeboten wurde. Noch dazu gesteuert vom Konstrukteur und Genie Sam Manuard persönlich. Nachdem wir die 2023er-Edition und vor allem die Performance der FIRST 36 in den Sozialen Medien verfolgt haben (es war wieder SEHR stürmisch), holten wir uns Andraz nach dessen Rückkehr in den Chat und mussten ihn natürlich ausfragen: Wie war es denn nun beim ersten richtigen harten Rennen an Bord der FIRST 36?

Altherrenrunde in der Achterbahn …

ENJOY YACHTING | Lars Reisberg: “Willkommen zurück, Andraz! Wir haben alle ganz gebannt die News zum diesjährigen Fastnet verfolgt, vor allem Deine Posts auf facebook. Zunächst kurz die Frage: Wie hat die bunt zusammengewürfelte Mannschaft denn funktioniert?“

Andraz Mihelin: “Hallo Lars! Also, ich bin total glücklich! Vor allem mit dem Endergebnis: Wir sind 14te geworden in der hart umkämpften IRC 1-Kategorie. Das ist mehr als wir gedacht hatten, denn die Konkurrenz war doch sehr tough dieses Jahr. Für ein erstes Rennen in dieser Kategorie also wirklich toll, auch wenn man bedenkt, dass das Boot nicht optimal ausgestattet war und unsere Crew noch nie zusammen gesegelt ist. Ich denke, unsere FIRST 36 hat ihr Potenzial unter IRC-Sanktionierung mehr als eindrucksvoll gezeigt. Zudem: Die einzige FIRST, die schneller war, als wir, war eine – größere und absolute top auf Racing getrimmte – FIRST 40 mit Profi-Crew.“

Klarmachen für das Rennen

ENJOY YACHTING: “Mich hat es nicht überrascht, Dich an Bord zu sehen. Als Mini-Transat-Veteran war das sicher eine tolle Sache für Dich, Andraz. Erzähl uns bitte mehr zum Boot: Wer ist der Eigner und wer war mit Dir alles an Bord?“

Andraz Mihelin: “Dieses Schiff heißt FAENOL und gehört Steven Godard. Es ist der Rumpf Nummer 009. Steven hat sich dieses Boot gekauft, nachdem er lange Zeit auf der FIRST 40 gesegelt war. Er wollte etwas kleineres haben aber auch den Spaßfaktor vergrößern, vor allem, weil er Double Handed-Regatten liebt. Dafür ist die FIRST 36 wie geschaffen! Was die Crew angeht, ich denke, wir waren eine schräge, interessante Truppe: Da wäre zunächst Sam Manuard, der Konstrukteur der FIRST 36 (aber auch vieler anderer Rennyachten, wie Class 40 oder IMOCA 60), der unser Skipper war. Dann Jochem Visser, auch kein Unbekannter, den wir nur „Speed Doktor“ tauften. Jure Jerman, ein ausgesprochener Wetter-Guru und James Dean als unseren Fotografen und Storyteller, ebenso wie Oyvind Bordal, der als Journalist mitgekommen ist. Last not least, Milan Tomek, der in der Seascape-Szene nicht mehr und nicht weniger als ein „Gigant“ zu bezeichnen ist.“

Andraz Mihelin (rechts) und Konstrukteur Sam Manuard

ENJOY YACHTING: “Das diesjährige Fastnet war ja wieder sehr stürmisch und schwierig: Eine Yacht gesunken, eine Handvoll mit Entmastung: Wie hat sich die FIRST 36 in diesen Umständen geschlagen?“

Andraz Mihelin: “Um es kurz vorweg zu nehmen: Absolut phänomenal! Sie ist eine sehr steife Yacht, kein Pumpen oder Ächzen, sie steuerte immer souverän und wir haben nicht ein einziges Mal die Kontrolle über die Steuerung verloren. Wenn wir eine J4 Fock mitgehabt hätten, dann hätten wir sie anfangs noch mehr pushen können und hätten während der ersten 20 Stunden sicher einige wertvolle Meilen mehr gewinnen können. Aber vielleicht ist das beste Lob, das ich machen könnte, eines an die Jungs bei uns in der Produktion daheim: Die Vorbereitung der Yacht auf dieses Rennen war extrem professionell und hat sehr geholfen! Wir mussten uns durch drei Wetterfronten mit schweren Dauer-Böen jenseits der 40 Knoten kämpfen. Bei den Downwind-Abschnitten sind wir regelmäßig durch die 20 Knoten Barriere im Boat Speed geschossen – und das Verrückte ist, dass das Boot nach diesem Höllenritt nur ausgeräumt, etwas geputzt und trockenen musste und sofort bereit war für den gemütlichen Familientörn der Eigner. Ich finde das bemerkenswert!“

Harte Rennbedingungen beim Fastnet 2023

ENJOY YACHTING: “Wie habt Ihr Euch als Crew während des Rennens organisiert?“

Andraz Mihelin: “In den Vorbesprechungen haben wir uns alle auf ein einfaches System von drei Mann in zwei Wachen geeinigt. Jedes Team hatte einen Wachführer, wobei Sam Manuard unser Skipper war. Weil Tit Plevnik – das wandelnde Seascape-Genie – leider aus familiären nicht teilnehmen konnte, fehlte nicht nur seine wahnsinnige Kompetenz sondern der Altersdurchschnitt durchbrach die 50er-Grenze … Was die Verpflegung angeht, das haben wir individuell gehalten, allerdings war das wegen der tollen, Offshore-tauglichen Küche an Bord auch kein Problem.“

Sie fliegt – auch hoch am Wind!

ENJOY YACHTING: “Du bist ja gewissermaßen einer der „Väter“ der FIRST 36 und zudem ein erfahrener Regattasegler. Kannst Du noch etwas tiefer in die Renn-Performance des Bootes eingehen? Ist die FIRST 36 eine Gewinnertype, kann sie es mit den Pogos, JPKs da draußen so ohne weiteres aufnehmen?“

Andraz Mihelin: “Zunächst, eine Pogo ist kein Boot für IRC-Rennen. Allerdings war ich schon ein bisschen traurig, dass keine der gemeldeten Pogo 36 das Rennen beenden konnte. Die einzige Pogo, die ins Ziel kam, war die große Pogo 44, und die kam zweieinhalb Stunden nach uns ins Ziel. Ich halte das für ein ziemlich gutes Abschneiden. Was die JPK angeht, auch gegen die JPK 1080 haben wir uns gut gehalten, was ich sehr vielversprechend finde. Das sollte potenzielle Käufer, die das Boot ernsthaft im IRC-Zirkus segeln wollen, aufhorchen lassen. Wir sind uns sicher, dass die FIRST 36 in „race only“-Modus sehr wohl in IRC-Regatten mit Siegchancen gesegelt werden kann.“

Endlich: Der Fastnet Rock ist umrundet.

ENJOY YACHTING: “Gibt es auch Bereiche, in denen die FIRST 36 sogar überdurchschnittlich gut performed hat? Irgend etwas, das Euch positiv überrascht hat und womit Ihr nicht gerechnet hättet?“

Andraz Mihelin: “Ja, tatsächlich! Ich würde sagen, dass sie wirklich, wirklich gut am Wind segelt. Das hätte wir so nicht erwartet. Vor allem bei sehr viel Wind, was man am Tracker des Rennens gut sehen kann. Was ich auch wahnsinnig beeindruckend fand, war die Leichtigkeit, mit der man sie Downwind pushen kann – wir hatten bei 25 Knoten Windgeschwindigkeit das erste Reff im Gruß und den Masthead-Gennaker oben und sie ständig mit über 20 Knoten gesegelt. Und das, ohne ein einziges Mal unterzuschneiden mit dem Bug! Als wir es dann im Kanal mit Wind jenseits der 30 Knoten zu tun bekamen, vermissten wir sehr einige Code-Segel und vor allem den Top Reacher (ich hatte die etwas „unvollständige“ Segelgarderobe angesprochen), trotzdem konnten wir gegen andere Yachten Meilen raussegeln! Sie hat sich dabei immer souverän und sehr sicher angefühlt.“

„Ruhe“ für die Freiwache

ENJOY YACHTING: “In einem Deiner facebook-Postings hast Du “Probleme” angesprochen: Was waren das für Probleme? Hat das Boot auch einige Schwachstellen oder verbesserungswürdige Punkte offenbart?“

Andraz Mihelin: “Ich würde sagen Ja und Nein. Mit dem Boot an sich hatten wir absolut kein Problem, nur eben ein paar Segel-Wehwehchen. Zudem fehlten einige essenzielle Segel, das J4, der Top Reacher und der Code 5 hätten uns sehr gutgetan. Ohne die großzügige „Spende“ von Arno Böhnert, der auch eine FIRST 36 segelt, hätten wir zudem noch mehr zurückstecken müssen: Er hatte uns von seinem Boot ein J1 und J2.5 ausgeliehen, die Gold wert waren. Danke Arno, an dieser Stelle! Die Probleme, auf die Du ansprichst, hatten eher mit meinem Diven-artigen Magen zu tun, der zwei Tage jede Nahrungsaufnahme verweigerte … mehr sage ich mal nicht.“

Gleitfahrt jenseits der 20 Knoten …

ENJOY YACHTING: “Oh, nun verstehen ich. Wie werden denn nun Eure Erfahrungen bei diesem Rennen die FIRST 36 beeinflussen? Werden sich – und wenn es nur Details sind – Dinge hiervon in den laufenden Produktionsprozess einarbeiten lassen? Irgendetwas, um die FIRST 36 noch weiter zu verbessern?“

Andraz Mihelin: „Oh ja, auf jeden Fall! Wir haben viele, viele Notizen gemacht. Das war ja das Schöne daran, mit Leuten wie Sam Manuard und Jochem Visser zu segeln. So werden wir in jedem Fall die Anstellwinkel der Ruderblätter verbessern können. Auch beim Mastfall haben wir vieles gelernt. Was die Segelauswahl angeht auch … es sind so viele Ideen und Ansätze! Dennoch: Das Gesamtkonzept bleibt unberührt, denn sie läuft ganz hervorragend.“

Wann legen Sie los? FIRST 36!

ENJOY YACHTING: “Meine letzte Frage, Andraz: Die FIRST 36 ist nun im zweiten Jahr auf dem Markt erhältlich. Wie schätzt Du ihren Einfluss auf den berühmten „Seascape-Spirit“ ein? Da hat es ja doch die einen oder anderen Ressentiments gegeben, dass die neue Große mehr Beneteau als Seascape sein könnte (warum auch immer das schlecht sein soll). Fühlt sich auch die Große an wie eine Seascape?“

Andraz Mihelin: “Da kann ich alle beruhigen: Ja! Wir sagen immer, dass Seascapes Rennboote waren, die mit einem Interieur überrascht haben und Firsts waren Cruising-Boote, die mit Performance überrascht haben. Nun, ich würde mal sagen, wenn diese Performance das Surfen bei über 20 Knoten Boatspeed und volle, sichere Kontrolle beinhaltet, dann ist für mich sehr deutlich zu spüren, dass die Seascape-Gene in dieser Beneteau mehr als dominant hervortreten. Das Beispiel mit Arno Böhnert zeigt es ja: Der Spirit ist auch unter den 36ern vorhanden und es ist wundervoll, das zu sehen.“

Wir bedanken uns bei Andraz Mihelin für diese tollen Einblicke in das Fastnet Race an Bord der FIRST 36: Wir haben eine 36 für den April 2024 erhältlich, die gerne spezifiziert werden will. Fragen Sie nach der Options- und Preisliste unter sales@enjoy-yachting.com

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